Die große Show der „Unzufriedenen“

Die große Show der „Unzufriedenen“

Beim 2:0 im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund zeigte FCB-Coach Pep Guardiola nicht nur, dass er ein Taktikfuchs erster Güte ist. Er bewies auch, dass sämtliche Gerüchte um Spieler, die angeblich nicht in sein System passen, vollkommen aus der Luft gegriffen sind. Beste Beispiele: Javi Martinez und Thomas Müller.

Martinez, mit 40 Millionen Euro Ablöse teuerster Spieler in der Vereinsgeschichte des FC Bayern, wurde in den letzten Wochen abgeschrieben, wie vielleicht kein anderer Spieler des FCB. Der Spanier passe nicht ins System von Guardiola, führe wegen seiner Unzufriedenheit bereits Gespräche mit anderen Vereinen. Zu oft – vor allem in wichtigen Spielen der Champions League – nur auf der Bank, zu selten auf seiner Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld, wo er unter Jupp Heynckes brilliert hatte.

Der 25-Jährige selbst hatte vor dem Pokalendspiel in der ‚Bild‘ bereits zu verstehen gegeben: „Ich denke nur daran hierzubleiben. In den Zeitungen habe ich gelesen, dass Pep mit mir zufrieden ist. Ich glaube, der Verein ist das auch.“ Im Berliner Olympiastadion zeigte Martinez auf dem Platz, dass er eine Bereicherung für die Münchner ist.

Als eine Art Libero agierte der spanische Nationalspieler als ‚Staubsauger‘, fing Dortmunder Pässe ab, gewann mit seinen tentakelähnlichen Beinen Zweikämpfe, die eigentlich schon verloren schienen. Darüber hinaus antizipierte er wie kein Zweiter und bügelte sogar noch Fehler seiner Nebenspieler aus. Von seiner Lufthoheit in Kopfballduellen ganz zu schweigen. Auch eine tolle Passquote von knapp 94 Prozent angekommener Bälle zeigt, dass Guardiolas Landsmann genau das auf den Platz bringt, was der Trainer des FC Bayern sehen will.

Müller ein Phänomen

Die gleiche Geschichte lässt sich auch über Thomas Müller erzählen: In großen Spielen oft nur Bankdrücker, Wunschspieler bei Manchester United und gedanklich schon auf der Insel. Außerdem mit seiner unorthodoxen Spielweise so gar nicht der Typ Spieler, der einen Feingeist wie Pep Guardiola vom Hocker reißt.

Doch der deutsche Nationalspieler bewies im Endspiel gegen Dortmund wie so oft, dass er einfach ein Phänomen ist. Seine Laufwege führten dorthin, wo kein Gegner ihn erwartete, seine Tacklings kamen in der eigenen Hälfte so überraschend, dass die Borussen kaum Zeit hatten, in die Rückwärtsbewegung umzuschalten.

Der Offensivallrounder war an 7 Torschüssen der Bayern beteiligt und krönte seine großartige Leistung mit dem 2:0. Der Treffer kurz vor dem Schlusspfiff war bezeichnend für Müllers Einstellung: Im letzten Spiel der Saison sammelte der 24-Jährige noch einmal alle Körner, um Gegenspieler Marcel Schmelzer zu entwischen, Roman Weidenfeller zu umkurven und den Ball ins Netz zu schieben – sein achtes DFB-Pokal-Tor im sechsten Saisonspiel.

Auch die gesamte Saisonstatistik von Müller ist beachtlich. In 48 Einsätzen schoss das FCB-Eigengewächs 26 Tore und bereitete 15 weitere Treffer vor – eine Statistik, auf die Guardiola höchstwahrscheinlich nur ungerne verzichtet hätte.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht bei: RTL.de und sport.de (Artikel leider nicht mehr online)

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