FCB-Quartett: Eine Frage der Ehre
Der FC Bayern steht vor einem richtungweisenden Sommer. Gleich vier Leistungsträger gehen in ihr letztes Vertragsjahr. Es heißt also: Verlängern oder verkaufen? Ansonsten könnte es zu einem ungemütlichen Déja Vu kommen – das man einzig und alleine dem Vorstand zu verdanken hätte.
Es gibt diese eine Metapher vom Kind, das auf die heiße Herdplatte packt. Sie besagt – um mal den Kern des Gedankens zusammenzufassen –, dass man aus Fehlern lernen kann oder eben nicht. Man muss sich halt mal die Finger verbrennen. Ein kluges Kind wird nicht noch einmal ausprobieren, wie sich dieser leuchtende rote Kreis denn anfühlt.
Nun, Kinder sind beim FC Bayern in den entscheidenden Positionen nicht am Werk und Herdplatten sieht man auf dem Trainingsgelände an der Säbener Straße oder in der Allianz Arena auch eher selten. Und dennoch läuft der Verein wieder einmal Gefahr, eklatante Fehler zu begehen.
Die Situation ist wie folgt: Mit den Arbeitspapieren von Thomas Müller, Serge Gnabry, Manuel Neuer und Robert Lewandowski laufen gleich vier Verträge von (mehr oder weniger) wichtigen Säulen des Clubs im Sommer 2023 aus. Alle vier verlangen eine saftige Gehaltserhöhung, ‚Lewy‘ soll sich sogar schon dafür entschieden haben, auf jeden Fall zum FC Barcelona wechseln zu wollen – ob nun nächstes oder dieses Jahr.
Letzterer Option hat Oliver Kahn am Rande des 1:1 gegen den FC Villarreal einen Riegel vorgeschoben. „Wir haben Robert auf jeden Fall noch eine Saison bei uns. Wir wissen, was wir an ihm haben und warten ganz entspannt ab“, sagte der Vorstandsvorsitzende bei ‚Amazon Prime‘. Heißt mit anderen Worten: Lieber lassen die Bayern ihren polnischen Goalgetter im nächsten Jahr ablösefrei ziehen als im Sommer keinen Ersatz zu haben. Und hier bewegt sich wieder die metaphorische Hand Richtung Herdplatte.
Finanzielle Lage des FC Bayern teils selbst verschuldet
Denn wir erinnern uns: Es ist erst ein paar Monate her, als bekannt wurde, dass Niklas Süle den Verein im kommenden Sommer Richtung Borussia Dortmund verlassen wird. Ablösefrei. Und wir erinnern uns weiter: Im November 2020 gerieten die Verhandlungen mit David Alaba ins Stocken. Ob der Verteidiger und sein Berater nun die perfekten Gentlemen in Sachen Verhandlungskunst waren, sei mal dahingestellt. Fakt ist, dass der Österreicher zu Real Madrid wechselte. Ablösefrei. Auch der ehemalige Abwehrboss Jerome Boateng strich – gerne in Kauf genommen – die Segel und wechselte nach Lyon. Natürlich ablösefrei.
Im Sommer wird aller Voraussicht nach auch noch Corentin Tolisso den Verein verlassen. Ebenfalls ablösefrei. Vor dem Hintergrund der eh schon schwierigen finanziellen Lage aufgrund der Corona-Pandemie haben sich die Münchner durch ihre generelle und vor allem zögerliche Art der Verhandlungsführung einen mindestens hohen zweistelligen Millionenbetrag durch die Finger gleiten lassen. Jetzt ist man bei Müller, Neuer, Gnabry und konkret auch bei Lewandowski schon wieder in der gleichen Situation. Während die Bayern-Bosse immer wieder betonen, mit der Nr. 9 verlängern zu wollen, heißt es von Seiten des Angreifers, dass der Verein bislang noch keine Anstalten diesbezüglich gemacht hat.