Nichts mehr übrig
Der 1. FC Köln findet in der 2. Liga nicht mehr in die Spur. Nach dem 1:2 gegen Paderborn verlieren die ‚Geißböcke‘ langsam den Anschluss nach oben. Schlimmer noch: Vom attraktiven Offensivfußball am Anfang der Saison ist nichts mehr zu sehen.
Tempo, Aggressivität, Pressing, Risiko, hohe Ballgewinne und vor allem viele, viele Torchancen – das war es, was das Team von Trainer Gerhard Struber in den ersten Spielen der Saison auszeichnete. Kleinere Fehler, die der Gegner – wie z. B. der 1. FC Magdeburg beim 1:2 – sofort bestrafte, oder Punktverluste, die einzig auf eine Laune des Fußballgotts zurückzuführen waren, wie beim 2:2 in Düsseldorf, waren zwar bitter. Doch konnte jeder, der ein bisschen Ahnung von diesem Sport hat, sehen, wozu der ‚Effzeh‘ spielerisch imstande ist.
Nach dem spektakulären 4:4 gegen den damaligen Tabellenzweiten Karlsruher SC wurden Stimmen laut, Struber möge doch bitte im nächsten Spiel gegen Ulm auch mal ein Augenmerk auf eine stabilere Defensive legen. Zwar gewann der FC mit 2:0, doch ab dann nahm das Unheil seinen Lauf.
Das von wildem Offensivdrang geprägte Spiel gibt es seit der 1:5-Demontage in Darmstadt nicht mehr. Nun gegen den SCP wurde klar, dass ein Abrücken von den eigenen Prinzipien der falsche Weg ist. „Wir sind zu sehr in Passivität verfallen“, gab Timo Hübers nach der Pleite gegen Paderborn bei ‚Sky‘ zu. „Die Elemente, die unser Spiel stark machen, kriegen wir nicht auf den Platz – da kommt dann noch Verunsicherung dazu.“ Jetzt könnte man sagen, dass gerade dieses sture Festhalten an den eigenen Prinzipien Steffen Baumgart vor etwa einem Jahr auf die Füße gefallen ist. Nur drückte damals der Schuh vorne wie hinten, Spektakel und guter Offensivfußball waren nicht einmal zu erahnen.
Unter Struber, so zeigt es zudem die Statistik, ist Angriff die beste Verteidigung: In den ersten sieben Ligaspielen musste Keeper Jonas Urbig dreizehnmal hinter sich greifen, in den letzten beiden Partien allein siebenmal. Davon, dass die Domstädter außerdem zuvor die meisten Tore der Liga erzielt hatten, ganz zu schweigen.
Der FC steht jetzt vor dem Scheideweg: Geht er den Weg zurück zum Struber-Fußball des Saisonstarts, mag man vielleicht in so manchem Spiel wieder am Chancenwucher verzweifeln und auch in den einen oder anderen Konter laufen. Doch könnte man im Winter durch wenige gezielte Transfers an den passenden Stellschrauben drehen. Geht man den im Grundsatz völlig gegensätzlichen Weg der kontrollierten Defensive, fängt man ab jetzt bei Null an, muss den Trainer – womöglich auch den Sportchef – tauschen und zur Rückrunde die komplette Hintermannschaft zugunsten der neuen Statik umbauen. Denn der jetzige Kader hat Offensivspektakel im Blut. Den Bus parkt er stattdessen blutleer.