So einfach könnte es sein: ‚Alte Herren‘ lösen alle Probleme

So einfach könnte es sein: ‚Alte Herren‘ lösen alle Probleme

Am Ende hat es doch gereicht: Die deutsche Nationalmannschaft fährt nächstes Jahr zur Europameisterschaft nach Frankreich. Bis dahin habe Joachim Löw aber noch einiges zu tun, heißt es, damit das Turnier nicht zum Desaster wird. Doch schon Kleinigkeiten würden dem DFB-Team enorm helfen – bestes Beispiel dafür ist der FC Bayern.

„Wie wir gespielt haben gegen Irland und Georgien, das ist nicht unser Anspruch“, sagte Löw nach der geschafften Qualifikation. Was der Nationalcoach meint, liegt auf der Hand: Zu viele Chancen hatte seine Mannschaft in den letzten beiden Spielen versemmelt, sich zu leicht durch simple Aktionen des Gegners aus der Ruhe bringen lassen.

In Dublin hätte ‚Die Mannschaft‘ sowohl vor als auch nach der Führung der Gastgeber mehrmals einnetzen können, in Leipzig gegen Georgien sogar müssen. Egal ob Ilkay Gündogan, Marco Reus, Mesut Özil, Andre Schürrle oder auch ‚Mr. Zuverlässig‘ Thomas Müller – bei keinem Spieler sahen die Zuschauer den richtigen Killer-Instinkt. Ob nun ein Stoß-Stürmer wie Mario Gomez helfen könnte, ist müßig zu diskutieren. Denn jeder der genannten Spieler ist nachweislich in der Lage, jede hundertprozentige Torchance eiskalt zu nutzen. Was es braucht, auch wenn es komisch klingen mag, ist Stabilität im Mittelfeld.

Denn zu Beginn der Saison war ähnliches schon einmal zu beobachten. Ausgerechnet beim derzeit alles überragenden FC Bayern. Egal ob im Supercup gegen den VfL Wolfsburg oder in den ersten Spielen in der Bundesliga: Zu oft ließen die Münchner Top-Gelegenheiten liegen, zu einfach kam der Gegner – egal ob Wolfsburg, Hoffenheim oder sogar Aufsteiger Darmstadt – zu Chancen und auch zu Toren. Der Unterschied: Die Bayern spielen immer ihren Stiefel weiter herunter. Auch dank eines Routiniers wie Xabi Alonso.

Der Spanier behält stets die Ruhe und verteilt mit chirurgischer Präzision die Bälle an die Spieler, die – bei allem Respekt – Attribute mitbringen, welche dem Spanier abgehen: Schnelligkeit, Torabschlüsse, messerscharfe Flanken. So gewann der deutsche Meister auch Spiele gegen Hoffenheim (in Unterzahl) oder den FC Augsburg (zugegeben mit etwas Elfmeter-Fortune) nach Rückstand mit 2:1. Und neben der polnischen Tormaschine Robert Lewandowski zündete auch Nationalspieler Müller, der mit 8 Toren zweitbester Torschütze seines Teams ist.

‚Alte Herren‘ könnten das Spiel beleben

Gegen Irland und Georgien hat genau solch ein Spielertyp gefehlt. Um Namen zu nennen: Bastian Schweinsteiger oder Sami Khedira. Zwar war die Zentrale mit Toni Kroos und Gündogan auf dem Papier top besetzt, doch vor allem Kroos hat die Rolle des ‚Leitwolfs‘, der eine ganze Mannschaft in schwierigen Situationen mitreißen kann, trotz überragender fußballerischer Fähigkeiten und einer exorbitanten Ballbesitz-Quote einfach nicht drauf.

Die Weltmeisterschaft 2014 hat gezeigt, dass der Profi von Real Madrid erst mit einem Schweinsteiger oder Khedira an der Seite völlig befreit seine ganze Klasse unter Beweis stellen kann. Und die beiden ‚alten Herren‘ im deutschen Team zeigen diese Saison, dass sie die ‚Xabi Alonsos‘ ihrer Vereine sind.

Die Presse in England lobt Schweinsteiger wegen seiner Ruhe am Ball, auch Trainer-Legende Sir Alex Fergusen schwärmt, dass Manchester United mit dem DFB-Kapitän das beste Mittelfeld der Welt habe, da der 30-Jährige „dieses gewisse Etwas“ mitbringt und schon viele Titel gewonnen hat. Bezeichnend auch der Auftritt der ‚Red Devils‘ in der Champions League gegen Wolfsburg, als die Kontrolle über das Spiel mit der Auswechslung des ehemaligen Münchners völlig flöten ging.

Oder das 3:1 Deutschlands in den European Qualifiers gegen Polen, von Experten wie RTL-Kommentator Marco Hagemann als „ein Lichtblick, das vielleicht beste Spiel in der Qualifikation“ bezeichnet. Damals in der Startelf: Bastian Schweinsteiger. Damals mehr als ordentlich: Die Chancenverwertung. Khedira wiederum wird in Italien gefeiert. Nach schwachem Saisonstart habe der wiedergenesene 29-Jährige der ‚Alten Dame‘ „wieder Ausgewogenheit im Mittelfeld beschert“, schrieb der ‚Corriere dello Sport‘.

Diese Ausgewogenheit ist notwendig, damit die deutsche Mannschaft 2016 ein Wort um den EM-Titel mitreden kann. Dann klappt’s auch mit dem Toreschießen – ein Blick nach München genügt.

Dieser Artikel wurde veröffentlicht bei: RTL.de und sport.de (Artikel leider nicht mehr online)

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