Reus auf den Spuren Ballacks
Marco Reus hat es wieder nicht geschafft. Wieder im Finale um einen Pokal gespielt, aber wieder nicht gewonnen. Das 1:3 von Borussia Dortmund gegen den VfL Wolfsburg ist nicht der erste knapp verpasste Titel des 26-Jährigen. Wenn es so weiter geht, könnte er Michael Ballack den Ruf als ‚ewiger Zweiter‘ streitig machen.
„Ich habe mich entschieden, dass ich in der kommenden Saison den nächsten Schritt machen und bei einem Verein spielen möchte, der um die Meisterschaft mitspielt und mir die Garantie gibt, in der Champions League zu spielen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Reus 2012 von Borussia Mönchengladbach in Richtung Dortmund. Klingt logisch, immerhin hatte der BVB in den zwei Jahren zuvor zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokal-Sieg gefeiert.
Für einen jungen, talentierten Spieler wie den Offensiv-Akteur damals vielleicht die beste Adresse. Doch es lief seitdem anders, als es sich Reus gewünscht hat. 2012/13 reichte es hinter den übermächtigen Bayern in der Bundesliga nur zur Vize-Meisterschaft. Außerdem unterlag der BVB dem FCB in der gleichen Saison auch noch im Finale der Champions League mit 1:2. Das Aus im DFB-Pokal gab es im Viertelfinale gegen – klar: die Bayern.
In der ersten Saison von Reus bei den Schwarzgelben war’s also nix mit einem Titel. Auch in der Nationalmannschaft hatte es 2012 nicht gereicht – bei der Europameisterschaft hieß die Endstation Halbfinale gegen Italien. 2013/14 sollte dann alles besser werden. Doch es war das gleiche Bild: Der FC Bayern war wieder einmal übermächtig, Dortmund wurde wieder nur Zweiter in der Liga, in der CL war Real Madrid im Viertelfinale eine Nummer zu groß. Damit nicht genug: Wieder ein Finale, wieder gegen die Münchner, diesmal im DFB-Pokal. In einer hart umkämpften Partie ist von Reus nicht viel zu sehen und nach 120 Minuten jubeln die Bayern. 0:2, wieder nur ein 2. Platz.
Der Tiefpunkt sollte aber noch folgen: Weil Reus sich im letzten Testspiel vor der Abreise der Nationalelf Richtung Brasilien verletzt, muss der Offensivspieler vor dem Fernseher mit ansehen, wie die Mannschaft von Coach Joachim Löw den WM-Pokal gewinnt. Reus ist zwar im Geiste beim Team, in seiner Vita taucht die Weltmeisterschaft aber nun mal nicht auf.
Erinnerungen an den ‚ewigen Zweiten‘
Nun also auch die erneute Pleite im Berliner Olympiastadion. Wieder war von Reus – außer einer verpassten Großchance zum 2:0 – wenig zu sehen, wieder hing am Ende die ungeliebte Silber-Medaille um den Hals. Erinnerungen an Michael Ballack werden wach. Der als ‚ewiger Zweiter‘ verschriene ehemalige ‚Capitano‘ wird trotz seiner Verdienste immer der Unvollendete bleiben, dem ein großer internationaler Triumph einfach nie geglückt ist.
Ob bei der WM 2002, der EM 2008 oder den CL-Endspielen 2002 mit Bayer Leverkusen und 2008 mit dem FC Chelsea: Stets war für den Mittelfeldspieler am Ende nur Silber übrig geblieben. 2006 bei der WM im eigenen Land reichte es gar nur zu Bronze. Doch immerhin reichte es für nationale Titel. Mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem FC Bayern wurde Ballack viermal deutscher Meister und dreimal Pokalsieger. Beim FC Chelsea feierte er eine Meisterschaft und drei Pokal-Triumphe. Insgesamt eine äußerst lobenswerte Statistik.
Um die zu erreichen, muss Reus sich mit seiner Mannschaft noch etwas strecken. Bisher stehen lediglich zwei unbedeutende deutsche Supercup-Siege in Reus‘ Vita. Zwar ist der Nationalspieler erst 26 Jahre alt, doch schaut man auf seine Verletzungs-Historie, darf bezweifelt werden, ob er es wie andere Spieler schafft, bis weit über die 30 hinaus auf höchstem Niveau zu spielen. Zudem muss sich Dortmund erst mit seinem neuen Coach Thomas Tuchel akklimatisieren, außerdem sind national immer noch die Bayern das Maß aller Dinge. Mit der Meisterschaft dürfte es also auch in den kommenden Jahren äußerst schwer werden. Bleibt für den Borussen zu hoffen, dass bei der EM 2016 oder der WM 2018 was mit dem DFB-Team zu holen ist – ansonsten könnte Marco Reus als neuer ‚ewiger Zweiter‘ in die Geschichte des deutschen Fußballs eingehen.
Dieser Artikel wurde veröffentlicht bei: RTL.de und sport.de