Nagelsmanns erster Kader: Die Rückkehr des Leistungsprinzips

Nagelsmanns erster Kader: Die Rückkehr des Leistungsprinzips

Julian Nagelsmann hat seinen ersten Kader als Trainer der deutschen Nationalmannschaft nominiert. Seine Auswahl ist nachvollziehbar und spricht dafür, dass der der neue Bundestrainer mehr als seine Vorgänger die aktuelle Leistung der Spieler bewertet.

Da wären zum einen die Neulinge. Oft war in den vergangenen anderthalb Jahren die Stabilisierung des defensiven Mittelfelds gefordert worden, oft nannten Experten dabei den Namen Robert Andrich, denn der „Sechser“ spielte eine überzeugende Saison bei Bayer Leverkusen. Anders als die Mitbewerber im Mittelfeld – Leon Goretzka ist ein Box-to-Box-Spieler, Joshua Kimmich ein zentraler Mittelfeldspieler, der seine Stärken in den Offensivaktionen hat, Ilkay Gündogan eher ein „Achter“ – bringt Andrich neben der nötigen Emotion auch die angebrachte Härte im Defensivverhalten mit, ist die „Holding Six“, um es mit den Worten von Bayern-Coach Thomas Tuchel zu beschreiben.

Chris Führich und Kevin Behrens haben in dieser noch jungen Saison auf sich aufmerksam gemacht. Führich überzeugt beim VfB Stuttgart mit Tempodribblings und guten Abschlüssen. Etwas, das dem DFB-Team derzeit sonst nur Leroy Sané geben kann. Alternativen wie Serge Gnabry oder Karim Adeyemi sind entweder verletzt oder komplett außer Form. Behrens zeigt bei Union Berlin sein enorm gutes Kopfballspiel. Wichtig, wie auch Julian Nagelsmann im Interview mit dem DFB verriet, wenn man neben der derzeitigen Nummer 1 im Sturm Niclas Füllkrug noch mal einen weiteren „Brecher“ – zum Beispiel bei Rückstand – braucht.

Alle drei Neulinge haben also durch gute Leistungen eine Einladung des Bundestrainers verdient. Doch nichts spricht so sehr dafür, dass unter Nagelsmann das Leistungsprinzip wieder gilt, wie die Nominierung von Mats Hummels. Der Routinier spielt seit gut anderthalb Jahren bei Borussia Dortmund auf Topniveau, ist bei Coach Edin Terzic ohne Wenn und Aber erste Wahl in der Innenverteidigung, noch vor Niklas Süle und Nico Schlotterbeck. Letzteren hat Nagelsmann, wie er selbst sagt, wegen nicht vorhandener Konstanz und Fehleranfälligkeit nicht für die Nationalelf berufen. Hummels wiederum wird für seine starken Leistungen belohnt und darf sich nach seiner zweiten längeren DFB-Abstinenz – erstmals war er zwischen Frühjahr 2018 und Sommer 2021 vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw ausgebootet worden, seitdem hatte ihn Hansi Flick nicht berücksichtigt – wieder das Trikot mit dem Adler auf der Brust überstreifen.

Neben der Kaderzusammenstellung trifft Nagelsmann auch mit einer Aussage den Nagel auf den Kopf, die sicherlich vielen Fans und Experten aus der Seele spricht: „Es ist bei der Nationalmannschaft immer ein ganz wichtiger Punkt, die Spieler, die gerade auf dem Peak sind, einzuladen, und denen die Chance zu geben. Es wird uns guttun, auch neue Gesichter im Training zu sehen, die ein Leuchten in den Augen haben.“ Solche Sätze gab es von Flick und Löw selten bis gar nicht zu hören. Und untermauern, dass beim DFB endlich wieder das Leistungsprinzip zurückgekehrt ist.

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